Zur Geschichte des Archivs
Die Idee eines Archivs zur Geschichte der Musik in Deutschland lässt sich bis in das späte 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Max Seiffert, einer der ersten Herausgeber der bedeutsamen Publikationsreihe "Denkmäler deutscher Tonkunst", hatte damals begonnen, einen "Preussischen Generalkatalog" zu erstellen, der die Gesamtheit der Quellen zur deutschen Musikgeschichte erfassen sollte. Das Unternehmen wurde zunächst am "Fürstlichen Institut für musikwissenschaftliche Forschung i. E. zu Bückeburg", dann bis 1943 in Berlin am Staatlichen Institut für deutsche Musikforschung fortgeführt. Sämtliche Katalogisierungsarbeiten sind im Krieg verloren gegangen, und auch von der einst umfangreichen photographischen Sammlung ist nur Weniges bis heute erhalten geblieben.
Die Tradition der großen deutschen Denkmälerausgaben wurde nach dem Krieg durch die Musikgeschichtliche Kommission, in der sich unter dem Vorsitz Friedrich Blumes namhafte deutsche Musikforscher zusammengefunden hatten, wiederbelebt; schon 1954 konnte der erste Folgeband der Reihe "Erbe deutscher Musik" vorgelegt werden.
Doch wollte man nicht nur die Editionsreihe fortsetzen, sondern auch den Gedanken einer Gesamtübersicht über die deutschen Quellen zur Musikgeschichte aufgreifen und zugleich einem möglichen künftigen Quellenverlust, wie er als Folge des Krieges immer deutlicher festgestellt werden musste, durch zentrale Sicherung auf Mikrofilm an einem Ort entgegenwirken.
Mit diesen Zielsetzungen gründete die Kommission 1954 das Deutsche Musikgeschichtliche Archiv (DMgA) in Kassel; als ersten Leiter des Archivs berief die Kommission Harald Heckmann. Ihm folgten 1972 Jürgen Kindermann, 1994 Rainer Birkendorf und 2023 Carola Finkel.